Einblasdämmung im Vergleich: Welche Arten eignen sich wofür?
Ein Leitfaden zu Materialien, Vor- und Nachteilen sowie der optimalen Anwendung
Einleitung: Die richtige Dämmung für jeden Einsatzfall
Einblasdämmung ist eine der effizientesten Methoden, um Gebäudehüllen zu isolieren – besonders bei Altbauten oder schwer zugänglichen Hohlräumen. Doch nicht jedes Material passt zu jeder Situation. Ob Holzfaser, Zellulose, Mineralwolle oder Styroporkügelchen: Jeder Dämmstoff hat spezifische Eigenschaften. Dieser Artikel vergleicht die gängigsten Einblasdämmungen, erklärt ihre Stärken und zeigt, wann sich welche Lösung am besten eignet.
Die 5 wichtigsten Arten der Einblasdämmung
1. Holzfaser-Dämmung
- Material: Hergestellt aus Nadelholzresten, gebunden mit Naturharzen.
- Eigenschaften:
- Ökologisch (CO₂-speichernd, recyclebar).
- Diffusionsoffen → ideal für feuchtesensible Konstruktionen (z. B. Holzdächer).
- Guter Schallschutz durch hohe Rohdichte.
- λ-Wert: 0,038–0,045 W/(m·K).
- Einsatzgebiete:
- Dachschrägen, Holzständerwände, Fachwerkhäuser.
- Bei Neubauten mit Fokus auf Nachhaltigkeit.
2. Zellulose-Dämmung
- Material: 80–85 % recyceltes Altpapier, behandelt mit Borsalzen (Brand- und Schimmelschutz).
- Eigenschaften:
- Sehr guter Wärmeschutz bei geringem Preis.
- Hohe Feuchtigkeitsregulierung, aber empfindlich bei Dauernässe.
- λ-Wert: 0,040–0,045 W/(m·K).
- Einsatzgebiete:
- Altbauten mit unregelmäßigen Hohlräumen (z. B. Zwischendecken).
- Budgetbewusste Sanierungen.
3. Mineralwolle (Glas- oder Steinwolle)
- Material: Geschmolzene Mineralien (Glas oder Basalt), gebunden zu Fasern.
- Eigenschaften:
- Nicht brennbar (DIN A1/A2).
- Unempfindlich gegen Feuchtigkeit und Schädlinge.
- Kann Hautreizungen beim Einbau verursachen.
- λ-Wert: 0,032–0,040 W/(m·K).
- Einsatzgebiete:
- Brandschutzsensible Bereiche (z. B. Kellertrennwände).
- Dämmung von Metallkonstruktionen oder Industriebauten.
4. EPS-/Styropor-Kügelchen (Perlite)
- Material: Expandiertes Polystyrol (Kunststoff) in Granulatform.
- Eigenschaften:
- Extrem leicht, wasserabweisend, preisgünstig.
- Schlechte Ökobilanz (fossiler Rohstoff, nicht recyclebar).
- λ-Wert: 0,035–0,045 W/(m·K).
- Einsatzgebiete:
- Hohlräume in Massivwänden (z. B. Ziegelmauerwerk).
- Feuchträume oder Keller, wo Wasserkontakt möglich ist.
5. Kalziumsilikat-Platten (als Einblasvariante)
- Material: Mineralische Platten aus Kalziumsilikat, zermahlen zu Granulat.
- Eigenschaften:
- Hoch alkalisch → schimmelhemmend.
- Sehr hohe Druckfestigkeit.
- λ-Wert: 0,045–0,055 W/(m·K) (schwächer als andere Dämmstoffe).
- Einsatzgebiete:
- Sanierung von feuchtegeschädigten Wänden.
- Innendämmung in Altbauten mit Schimmelrisiko.
Vergleichstabelle: Welche Dämmung wofür?
Kriterium Holzfaser Zellulose Mineralwolle Styropor Kalziumsilikat Ökobilanz Sehr gut Gut Mittel Schlecht Mittel Brandschutz B2 B1 A1/A2 B1 A1 Feuchtigkeitsresistenz Mittel Mittel Hoch Sehr hoch Hoch Kosten pro m² 20–30 € 15–25 € 10–20 € 8–15 € 30–40 € Beste Anwendung Holzbau Altbau Brandschutz Feuchträume Schimmelsanierung
Praxistipps: So wählen Sie die passende Dämmung
1. Altbau vs. Neubau
- Altbau: Zellulose oder Holzfaser eignen sich für unebene Hohlräume. Bei Feuchtigkeit Kalziumsilikat oder Styropor.
- Neubau: Holzfasern für Ökohäuser, Mineralwolle für brandschutzrelevante Bereiche.
2. Feuchteempfindlichkeit prüfen
- In Kellern oder Bädern: Styropor oder Kalziumsilikat.
- Bei Holzkonstruktionen: Nur diffusionsoffene Materialien (Holzfaser/Zellulose) verwenden, um Schwitzwasser zu vermeiden.
3. Brandschutzvorgaben beachten
- Für mehrgeschossige Häuser oder Gewerbebauten: Mineralwolle (nicht brennbar) oft Pflicht.
- Holzfaser/Zellulose nur in Kombination mit Brandschutzplatten (z. B. Gipskarton).
4. Förderungen nutzen
- KfW-Programme: Holzfaser und Zellulose werden oft stärker bezuschusst (bis 20 % über BEG EM).
- Kommunale Zuschüsse: Einige Städte fördern ökologische Dämmstoffe zusätzlich.
Nachteile und Lösungsansätze je Material
- Holzfaser/Zellulose:
- Problem: Anfällig für Nagetiere.
- Lösung: Borsalze als Fraßschutz einblenden, mechanische Barrieren (Metallgitter) installieren.
- Mineralwolle:
- Problem: Gesundheitsrisiko durch Fasern.
- Lösung: Professioneller Einbau mit Schutzausrüstung, anschließend dicht verkleiden.
- Styropor:
- Problem: Umweltbelastung durch Mikroplastik.
- Lösung: Nur in geschlossenen Hohlräumen verwenden, um Austrag zu verhindern.
FAQs: Häufige Fragen zur Einblasdämmung
- Kann ich Einblasdämmung selbst einbringen?
Nur bedingt: Zellulose oder Styropor sind mit Mietgeräten machbar, Holzfaser und Mineralwolle erfordern Fachwissen. - Wie lange hält die Dämmung?
Holzfaser/Zellulose: 40–50 Jahre. Mineralwolle/Styropor: 50+ Jahre. - Schrumpft die Dämmung mit der Zeit?
Bei fachgerechter Schüttdichte nein. Zellulose kann um 2–5 % sacken → leicht überfüllen.
Fallbeispiel: Sanierung eines Fachwerkhauses
Ein Paar sanierte ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus in Niedersachsen.
- Problem: Zugige Wände, Schimmel in den Lehmgefachen.
- Lösung: Einblasdämmung mit Holzfaser (diffusionsoffen, denkmalschutzverträglich).
- Ergebnis: 40 % weniger Heizkosten, kein Schimmel mehr.
Innovationen: Neue Einblasdämmungen im Test
- Hanf- und Schilfgranulat: Noch Nischenprodukte, aber mit hervorragender Ökobilanz (λ-Wert ~0,045).
- Aerogel-Partikel: Extrem dünn einsetzbar (λ 0,015), aktuell aber sehr teuer (ab 100 €/m²).
Fazit: Die Mischung macht’s
Kein Dämmstoff ist universell perfekt – die Wahl hängt von Budget, Baualter und Prioritäten ab.
- Ökologie + Wohnklima: Holzfaser oder Zellulose.
- Brandschutz + Langlebigkeit: Mineralwolle.
- Feuchte + Kosten: Styropor.
Tipp: Lassen Sie sich vorab von einem Energieberater beraten, um Material und Einbau auf Ihr Gebäude abzustimmen.